Ein sehr interessantes Fahrzeug ist der 200 Turbo quattro, der von dem Franzosen Fred Stalder 1986 für die französische
Produktionswagen Meisterschaft vorbereitet wurde und den auto motor und sport (ams) testfahren durfte.
Vom Audi Werk nicht wirklich unterstützt, eher belächelt, baute er
innerhalb von drei Monaten den 200er zum Rennwagen um. Im Gegensatz zu den Werkseinsätzen des Typ44/D1 setzte der
Franzose auf einen großen Heckflügel sowie eine Bugschürze ohne Spoilerbrett. Das französische Tourenwagenreglement ist
relativ frei, dennoch elaubt es einige Sachen nicht. So sind Aluminiummotoren aus Kostengründen verboten. Das führte dazu, dass
der Alu-Block aus dem Rallye quattro nicht eingesetzt werden durfte. Der Graugussblock der Serie belastet die Voderachse mit 720kg,
während die Hinterachse "nur" 630kg abbekommt. Das Gesamtgewicht von 1350kg verteilt sich also Audi typisch stark nach vorne,
wobei der Franzose schon recht erfolgreich beim Umverteilen war. Der Zweiventiler erhält eine recht beachtliche Kraftkur. Obwohl die
Motorinnereien wie Zylinderkopf, Pleuel und Kurbelwelle Serienteile sein müssen, hält der 5-Zylinder drei Rennen von Revision zu Revision.
Beachtlich bei 2bar Ladedruck, die im Training für einige Runden auch schon mal auf 2,2bar 'raufgeschraubt werden können.
520PS bei 6200/min und 560Nm bei 4500/min sind schon bei 2bar die respektable Leistung. Der Motor kann bis 8200/min gedreht werden
und zeigt so, dass auch 5-Zylinder hoch drehen können!
Das Ergebnis dieses mutigen Renneinsatzes war denn auch der Gewinn der Meisterschaft für den Fahrer Xavier Lapeyre. Man muss es nocheinmal klar sagen: Das war der erste Titelgewinn eines quattros in einer Tourenwagenserie! | |
Die von ams erzielten Messwerte sind sicherlich beeindruckend. Allerdings zeigen sie noch nicht das volle
Potenzial des Wagens. Denn es ist nicht der Fahrer der Meisterschaft, sondern "nur" ein ams-Redakteur gewesen,
der dieses Geschoss gefahren hat. Viel wichtiger war, dass die Strecke nass war. Dank quattro waren aber auch die Slicks kein Hindernis.
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Die Testfahrt auf der feuchten Strecke zeigte einige Turbo quattro typische Symptome: Esrt lammfromm, beim Tritt aufs Gaspedal aber
eine wahnsinnige Beschleunigung. Lapeyre erzählt: "Es ist toll, wie früh du mit dem Allradantrieb in einer Kurve wieder am Gas sein kannst."
Aber er sagt auch: "Du musst deinen Fahrstil total umstellen. Es ist schwierig, ein Allrad-Auto am Limit zu bewegen. Wo du mit deinem
herkömmlichen Antrieb noch die Chance zur Improvisation hast, mit dem quattro gibt es dazu keine Möglichkeit mehr." In der Tat erlebte der ams Redakteur eine Schrecksekunde. In einer Kurve, die er nach seinem Gefühl zu schnell angegangen war, lupfte er das Gaspedal. Folge: Das ohnehin leichte Heck wurde weiter entlastet und das gesamte Auto driftete unaufhaltsam gen Kurvenrand. Gottseidank erinnert sich der Redakteur an die mahnenden Worte, nie in einer schnellen Kurve vom Gas zu gehen und tritt das Gaspedal wieder durch. Die vier Räder greifen sofort wieder und ziehen den Koloss sicher durch die Kurve. Glück gehabt, ich habe schon quattro Unfälle gesehen, bei denen der Fahrer im entscheidenden Moment nicht mutig genug war. Für 87 hatte der Franzose Großes vor: Er wollte mit einem neuen 80er und einem 200er, beide mit dem 20V Block des Serien Sport quattro, antreten. Das neue Reglement hätte dies erlaubt. Das Mindestgewicht wurde für 87 auf 1410kg erhöht, der Franzose wollte aber sogar den Wagen noch weiter abspecken, um viel Ballast-Gewichte nach hinten unten verstauen zu können. Ob der Franzose seine Pläne umsetzen konnte, weiss ich nicht.
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